euromicronBlog

23. September 2019 verfasst von: Uli Schunk

Mehr Personal, Ausbau des Digital-Funks und eine modernisierte Videotechnik

Neues Maßnahmenpaket für mehr Sicherheit an Bahnhöfen

Folgt man der Sprache der Polizeigewerkschaft, so werden deutsche Bahnhöfe in der Öffentlichkeit als „Angsträume“ wahrgenommen. Dass die Gefühle, die sich hinter diesem Begriff verbergen, durchaus faktenbasiert sind, zeigen die Statistiken der vergangenen Jahre. Die Häufung krimineller Delikte in Bahnhöfen und ihrer unmittelbaren Umgebung hat zuletzt zu einer Neubewertung von Sicherheitsaspekten geführt. Dabei waren es vor allem Mordanschläge wie der in Voerde und Frankfurt am Main, bei der im Juli 2019 zuletzt eine 34jährige Mutter sowie ein achtjähriger Junge ums Leben kamen, welche die Öffentlichkeit aufgerüttelt hatten. Die Reaktion aus der Politik folgte alsbald.


Grafik: Innenminister, Verkehrsminister und die Bahn haben sich auf Maßnahmen für mehr Sicherheit an Bahnhöfen geeinigt. (Quelle: WELT/Sebastian Plantholt)

So kündigten Innenminister Horst Seehofer, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sowie Bahn-Vorstand Ronald Pofalla nach einem Gipfeltreffen im September 2019 eine Reihe von einschneidenden Maßnahmen an, mit denen die Sicherheit von Bahnreisenden in naher Zukunft deutlich erhöht werden soll. Was die Notwendigkeit solcher Maßnahmen betrifft, wissen Seehofer, Scherer und Pofalla sich von einer deutlichen Bevölkerungsmehrheit getragen.

So hatte eine repräsentative Befragung der SeeTec GmbH mit dem Befragungspartner YouGov 2018 (also noch vor den Anschlägen von Voerde und Frankfurt) ergeben, dass rund 86 Prozent der Befragten den Einsatz von Videosicherheitssystemen an Bahnhöfen ausdrücklich befürworten.


Grafik: Die Einstellung der Deutschen zum Einsatz von Sicherheitstechnik – insbesondere von Videotechnik – im öffentlichen Bereich hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. (Quelle: https://www.sicherheits-check-deutschland.de/)

Präsenzerhöhung im Bahnhofsumfeld

Zu den zentralen Aspekten in Seehofers Maßnahmenkatalog zählt die „Präsenzerhöhung“ im Bahnhofsbereich. So sollen, zusätzlich zur schon vereinbarten Aufstockung von Personal, bis 2021 weitere 1300 Stellen bei der Bundespolizei geschaffen werden. Darüber hinaus hatte der Innenminister bis 2025 weitere personelle Verstärkungen im Bereich „präventiver Aufgabenwahrnehmung“ (darunter auch an Bahnhöfen) von über 11.300 Stellen angekündigt.  

Gezielter Einsatz von Videotechnik

Neben der höheren Personalpräsenz ist der gezielte Einsatz von Videotechnik zur Abwehr und Aufklärung von Straftaten an Bahnhöfen eine weiteres Kernkapitel in Seehofers Katalog. So stellt der Bund bis zum Jahr 2023 Mittel in Höhe von über 70 Millionen Euro bereit, um hier sicherheitstechnisch aufzurüsten. Besonders im Fokus: Maßnahmen zur Einrichtung intelligenter Videoüberwachung und biometrischer Gesichtserkennung. Letztere kann das Sicherheitspersonal an Bahnhöfen bei einer schnelleren Identifizierung von Personen unterstützen, etwa dann, wenn diese zur Fahndung ausgeschrieben sind. Dazu sollen im Zeitraum von 2020 bis 2024 Finanzmittel in Höhe von 50 Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und weitere 12,5 Millionen Euro von der Deutsche Bahn AG in die Ausstattung großer Bahnhöfe mit moderner Videotechnik fließen.


Foto: Die Deutsche Bahn und die Bundespolizei weiten kontinuierlich die Videoüberwachung an Bahnhöfen aus. Sicherheit für Kunden und Mitarbeiter steht an erster Stelle. Live-Beobachtung und Aufzeichnung rund um die Uhr. (Copyright DB/Andreas Sahlmann)

In welchem Umfang der Einsatz von Gesichtserkennung und intelligenter Videoüberwachung erfolgen soll, steht indes noch nicht ganz fest: Hier müssen zunächst noch Fragen im Hinblick auf eine ausreichende Rechtssicherheit abgeklärt werden. Entsprechende Prüfungen für den Einsatzfall waren zuletzt im Rahmen eines einjährigen Tests am Berliner Bahnhof Südkreuz durchgeführt worden. Eine Verknüpfung unterschiedlicher Software-Produkte hatte dabei in der Anwendung zu einer deutlichen Reduzierung der Fehlerquote geführt.

Ausbau des digitalen BOS-Funks

Neben verstärktem Personaleinsatz und verbesserter Videoüberwachung bildet der massive Ausbau des digitalen BOS-Funk das dritte Kapitel im  Maßnahmenkatalog von Seehofer, Scheuer und Pofalla. Um die großen deutschen Bahnhöfe und Tunnel ausreichend damit ausrüsten zu können, stellt das BMVI allein hierfür die Summe von 250 Millionen Euro bereit. Gegenüber den in der Regel noch analog ausgerichteten Funknetzen an deutschen Bahnhöfen weist der digitale BOS-Funk klare Vorteile hinsichtlich gemeinsamer Netznutzung, Gruppenkommunikation, Abhörsicherheit und Verfügbarkeit auf. Für das Sicherheitspersonal an Bahnhöfen bedeutet dies: eine Erhöhung der Geschwindigkeit, der Qualität und der Sicherheit bei möglich Einsätzen. 

Lösungsmodell: Integrierte Gesamtkonzepte

Um die neu zur Verfügung gestellten Mittel möglichst effizient einzusetzen und die angestrebten Ziele dabei umfänglich und sicher zu erreichen, sind bei der Realisierung der Maßnahmen vor allem Partner gefragt, die Know-how und Erfahrungswerte über eine Vielzahl erfolgreicher Referenzen nachweisen können. Darüber hinaus bietet es Betreibern gerade im Bereich der System- und Prozessintegration (Kosten-)Vorteile, wenn Anbieter möglichst viele der geforderten Leistungsbausteine unter einem Dach anbieten können.


Foto: 3-S-Zentralen sind Teil des so genannten 3-S-Konzeptes der Deutschen Bahn AG. Die 3-S stehen für Service, Sicherheit und Sauberkeit auf den Verkehrsstationen der DB Station&Service AG, einer der Unternehmensbereiche der Bahn. (Copyright DB/Oliver Lang)

Mit jährlich rund 3000 registrierten Gewalttaten zählte der Hauptbahnhof in Hannover in den vergangenen Jahren zu den kriminellen Brennpunkten in der niedersächsischen Metropole. Um hier sowohl präventiv als auch operativ für mehr Sicherheit zu sorgen, war die euromicron Deutschland mit der Installation eines zentralen Videomanagementsystems beauftragt worden. Hinzu kam die Installation von 170 IP-Videokameras mit Full-HD-Auflösung und, als besondere Herausforderung, die Implementierung einer kompletten Kabelinfrastruktur für die neue 3-S-Zentrale des Hauptbahnhofs. Als Resultat des erweiterten Sicherheitskonzepts können jetzt hoch aufgelöste Livebilder von allen sicherheitsrelevanten Bereichen des Bahnhofs aufgespielt werden. Das bedeutet: Mehr Sicherheit vor Ort – auch bei erhöhtem Reiseaufkommen und regionalen Großereignissen.

Ähnliche Projekte wurden von der euromicron Deutschland GmbH am Kölner Hauptbahnhof (zentrales Videomanagement, Installation von 200 Kameras sowie Integration in die bestehende Systemlandschaft) sowie am Hauptbahnhof in Hamburg (Videomanagement, 190 Full-HD-IP-Kameras, über 30 Switche und rund 11.000 Meter Datenkabel) durchgeführt.

Über die telent GmbH – wie euromicron Deutschland ein Unternehmen der euromicron-Gruppe – können Bahnhöfe dazu vollständig mit Digitalem BOS-Funk versorgt werden. Mit Lösungen wie Silent Defense deckt telent hier insbesondere den Bedarf an Cybersecurity-Lösungen für kritische Infrastrukturen und kann auf diese Weise Sicherheit und Zuverlässigkeit des digitalen Funkverkehrs deutlich erhöhen.

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